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Grauspitz

Liechtensteiner Fürstenresidenz - keine Besichtigung!Das Motto dieser Seite könnte lauten: Grauspitz ist nicht gleich Grauspitz. Anders gesagt, habe ich Liechtensteins höchsten Berg um knapp 500m in der Waagerechten und 25m in der Senkrechten verfehlt. Entscheide selbst, ob Du trotzdem weiterlesen magst.
Nach einigen Touren in den Tannheimer Bergen rutsche ich hinüber in das kleine Fürstentum Liechtenstein. Wie klein dieses Land ist, merke ich, als ich nach gut zwanzig Kilometern bereits wieder am Ausgang, sprich der Grenze zur Schweiz, stehe. Da habe ich wohl verpaßt, in den Atlas zu schauen. Überhaupt bin ich diesmal so schlecht vorbereitet wie noch nie. Aber weder Buchhandlung noch Internet hatten sonderlich viel über das kleine Land zu bieten. Naafkopf von der Pfälzer Hütte Laut der rasch gekauften Wanderkarte gibt es keine Wege auf Lichtensteins höchsten Berg. Also frage ich danach in Verkehrsämtern, auf dem Campingplatz, an der Seilbahn. Hier einige Antworten: "Grauspitz, wo soll der sein?", "I bin a Stadtmensch, tuat ma leid", "Wie hoaßt dera Spitz nochamol?"
Ich schnüre meine Bergschuhe und wandere von Malbun hinauf zur Pfälzer Hütte. Doch auch deren Wirtin kann keine konkrete Auskunft geben. In der Abendsonne steige ich weiter auf den Naafkopf, den Dreiländerberg auf der Grenze von Österreich, Schweiz und Liechtenstein. Am nächsten Morgen geht es über den Augstenberg zurück nach Malbun und einen Tag später wandere ich auf dem großartigen Fürstensteig zu den Drei Schwestern.
Grenzkamm mit Naafkopf, Grauspitzen, Fälknis An den nächsten zwei Tagen zwingen mich dichte Wolken zu Sightseeing in Liechtenstein und einer Wanderung zur Taminaschlucht in der Schweiz. Dann, mein Urlaub liegt bereits in den letzten Zügen, spielt das Wetter wieder mit. Früh schon bin ich an der Talstation der Älplibahn im schweizerischen Malans. Sie soll mir die ersten 1200m Höhenunterschied bei meiner Wanderung zum Grauspitz abnehmen. Doch ich staune nicht schlecht, als ich am Schalter nach meiner Reservierung gefragt werde. Reservierung? Natürlich, die Älplibahn schafft pro Stunde nur 32 Personen nach oben. Und bis gegen Mittag ist alles ausgebucht. Grat zum Vorder GrauspitzDer nette Herr in der Talstation hat Mitleid mit meinem abgeklappten Kinn. Er macht mir Hoffnung auf einen Platz in der "Küchenbahn" gut eine Stunde später. So finde ich mich dann eingepackt zwischen Kisten mit Hörndli, Würstli und anderen Leckereien auf dem Weg nach oben. Mit Verspätung beginne ich nun meine eigentliche Tour. Zunächst geht es hinauf auf den Kamm. Nach kurzer Rundumsicht verliere ich die eben gewonnenen Höhenmeter auf dem Weg hinab zur Fläscher Alp. Danach steigt der Weg wieder, durch zwei Tunnel quert man die Ausläufer eines Höhenzuges. Nur wenig später raste ich an der Ijes Alp inmitten eines riesigen Felskessels. Von der Ijes Alp zum Hinter Grauspitz, der Abstiegsweg ist auf jeden Fall der günstigere Hier muß ich den Weg zum Barthümelejoch verlassen und weglos Richtung Grauspitz steigen. Ich hatte gehofft, daß mir ein Hirte die Richtung weisen kann, aber keine Menschenseele ist in der Nähe. Also suche ich mir einen Punkt im Westen des zunehmend von Wolken verhangenen Kessels und aufi geht's. Zunächst recht bequem linksseits eines Bachs durch eine weit verstreute Schafherde. Doch schnell wird es steiler. Ich wechsle immer wieder von Schrofen in eine der vielen Steinrinnen, doch steil bleibt steil. Ein erster Felsrücken bleibt links, ein zweiter rechts liegen. Die Verschnaufpausen werden immer länger. Doch nach gut einstündiger Schinderei stehe ich auf dem Grat, kann hinabblicken ins wolkenverhangene Liechtenstein. Und über mir im Dunst entdecke ich ein Gipfelkreuz, das dürfte der Hinter Grauspitz sein. Entlang des Grates steige ich zu ihm empor. Am Gipfel ist Zeit für eine ausgiebige Rast, ringsum ist ohnehin alles in Wolken gehüllt. Rätikon Bei der Lektüre des Gipfelbuchs stelle ich fest, daß mehrere Bergsteiger aus Lichtenstein, aus Lawena- oder Saminatal aufgestiegen sind. Einige weitere sind vom Fälknis über den Grat herübergekommen. Doch noch steht die Frage, wie ich hinüberkomme zum Vorder Grauspitz, dem höchsten Punkt Liechtensteins. Nur kurz war er einmal zwischen Wolkenlücken zu sehen, kaum lange genug um den Gratverlauf auf Foto zu bannen. Vom Hinter Grauspitz scheint man etwas abklettern zu müssen, danach sieht der Grat wieder begehbar aus. Ich warte noch etwas auf größere Lücken in den Wolken, allerdings umsonst. Damit ist für mich die Richtung klar, ich steige wieder ab. Auf dem Grat wandere ich hinab bis zum Grenzstein 52 und von da in steilen Steinrinnen weiter hinunter Richtung Ijes Alp. Auf bekannten Wegen geht es zurück Richtung Malans.

August 2002

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Grauspitz, Vorder Grauspitz, Hinter Grauspitz, Liechtenstein